In diesem Artikel

  • Der Darm – das zweite Gehirn
  • Vagusnerv – der Kommunikationsexpress
  • Einfluss des Darms auf die Psyche

Der Darm – das zweite Gehirn

Der Darm wird häufig als das zweite Gehirn bezeichnet – und das kommt nicht von ungefähr. Er kann über verschiedene Wege mit dem Gehirn kommunizieren. Das passiert zum einen über die Darmbakterien, den Vagusnerv aber auch über das sogenannte enterische Nervensystem (ENS). Enterisch bedeutet „zum Darm gehörend“. Es besteht aus über 100 Millionen Nervenzellen und erstreckt sich über den gesamten Verdauungstrakt. Die Aufgaben des ENS sind vielfältig: So werden über das Nervengeflecht Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin oder die Gamma-Aminobuttersäure freigesetzt. Außerdem analysiert das ENS, die Zusammensetzung der aufgenommenen Nahrung, beeinflusst die Darmdurchblutung, steuert die Darmbewegungen und kommuniziert mit den Immunzellen im Darm.

Das Gehirn und der Darm haben viele Gemeinsamkeiten: Die Nervenzellen, Rezeptoren und Botenstoffe des ENS sind vom gleichen Typ wie die des Gehirns. Außerdem sind beide jederzeit dazu in der Lage miteinander zu kommunizieren. Man spricht deshalb auch vom Bauchhirn.

Kommunikation zwischen Gehirn und Vagusnerv

Vagusnerv – der Kommunikationsexpress

Wenn es besonders schnell gehen muss, kommt der Vagusnerv zum Einsatz. Dieser verläuft durch das Zwerchfell, zwischen Lunge und Herz an der Speiseröhre hoch, durch den Hals bis in das Hirn. Der Vagus gehört zum vegetativen Nervensystem, welches aus zwei Teilen besteht: dem Parasympathikus (Beruhigungsnerv) und dem Sympathikus (Stressnerv). Letzterer entspringt dem Rückenmark und reagiert vor allem auf äußere Reize wie beispielsweise Geräusche oder Gerüche. Der Vagus beziehungsweise Parasympathikus wiederum reagieren auf innere Reize – allen voran auf die des Darms. Der Darm ist auch derjenige, der die Kommunikation oft startet er macht gut 80 Prozent der Gesamtkommunikation aus. Die verbleibenden 20 Prozent gehen vom Gehirn aus. Das macht auch Sinn, denn der Darm muss dem Gehirn ja erst einmal mitteilen, wie der aktuelle Stand ist. Besteht Handlungsbedarf, zum Beispiel bei zu viel Alkohol oder verdorbenen Lebensmitteln, löst das Gehirn entsprechende Reaktionen wie Erbrechen oder Übelkeit aus.

Sogar Darmbakterien sind in der Lage Signale an das Gehirn zu senden. So können bakterielle Moleküle in die Zellen der Darmwand und darüber in Blutgefäße gelangen. Über den Blutstrom landen die Informationen direkt im Gehirn. Ein anderer Kommunikationsweg der Bakterien verläuft über das Nervensystem – vor allem über die Stimulation des Vagusnervs.

Einfluss des Darms auf die Psyche

Es sollte dich nun also nicht mehr verwundern, dass die Lebensmittel und die bei dir vorherrschenden Darmbakterien sogar Einfluss auf deine Psyche und Stimmung haben können. Die wohl bekannteste Studie ist die der University of California in Los Angeles. Von 25 gesunden, jungen Frauen haben 12 jeden Tag zwei Becher Naturjoghurt gegessen. Dieser Joghurt enthielt lebende Bakterienstämme, also Bifidobacterium, Streptokokkus, Lactococcus und Laktobazillen. Bei den Frauen wurden jeweils vor und nach Testphase das Gehirn gescannt, um Emotionen wie Glück, Trauer und Wut zu messen.

Das Ergebnis: Die Joghurt-Frauen hatten durchweg positivere Emotionen als die Vergleichsgruppe.

Nun sagst du vielleicht: „Ann-Katrin, bei Hashimoto soll man doch keine Kuhmilch-Produkte bzw. Joghurt essen?!“ Und das ist bei vielen Hashimoto-Patienten auch richtig! Dennoch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den Darm mit guten Bakterien zu füttern. Dazu gehören beispielsweise Sauerkraut, Apfelessig, Brokkoli oder Haferflocken. Alternativ kannst du auch Probiotika in Kapselform einnehmen. Ich empfehle dabei entweder Naturtreu oder Everdays (Anzeige).

 


Quellenangaben:

  • Enders, G. (2014): Darm mit Charm: Alles über ein unterschätztes Organ. Berlin: Ullstein Buchverlage GmbH.
  • Hasler, G. (2019): Die Darm-Hirn-Connection. Stuttgart: J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH.
  • Heepen, G. (2020): Chaos im Darm: Hilfe aus der Natur bei Leaky-Gut-Syndrom, Darmpilzen, Reizdarm, Allergien und Verstopfungen. München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH.
  • Schaenzler, N., Beigel, F. (2020): Superorgan Mikrobiom: Der Darm als Schlüssel zu Gesundheit und längerem Leben. München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH.
  • Tillisch, K. et al. (2013): Consumption of Fermented Milk Product With Probiotic Modulates Brain Activity.