Aminosäuren kennst du vermutlich vor allem im Kontext Muskelaufbau und Krafttraining. “Brauche ich doch gar nicht!” – diese Aussage bekomme ich vor allem oft von meinen weiblichen Kundinnen zu hören. Ja, Proteine und Aminosäuren sind für Muskeln wichtig. Aber auch für so viel mehr! Sie sind für das Überleben und die Funktion jeder Zelle unverzichtbar und auch deine Schilddrüse braucht Proteine und Aminosäuren. Hinzu kommt, dass der Aminosäurestoffwechsel bei Hashimoto-Patienten und auch bei Personen mit Schilddrüsenunterfunktion verändert ist und Hinweise auf Krankheitsverlauf und -schwere geben kann.

Es lohnt sich also ein genauer Blick auf die Bedeutung von Aminosäuren bei Schilddrüsenerkrankungen. Für alle, die aber erst ganz am Anfang von Hashimoto stehen: Was genau ist das eigentlich nochmal?

Kurz und knapp: Was ist Hashimoto?

Hashimoto Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es zu einer Zerstörung des Schilddrüsengewebes kommt. Es werden außerdem Antikörper gegen das TPO-Enzym und gegen das Thyreoglobulin gebildet, eine Art Speicherform der Schilddrüsenhormone in der Schilddrüse.

Warum jemand die Schilddrüsenerkrankung entwickelt, ist nicht vollständig geklärt. Eine Rolle spielen aber:

  • Genetik
  • Ernährung
  • Infektionen
  • Stress
  • Nikotin
  • Selenmangel (beispielsweise durch hohe Schwermetallbelastung)

Einen ausführlichen Starter-Artikel zu Hashimoto findest du hier

Du kannst dich lange mit der Frage nach dem “woher” beschäftigen. Viel wichtiger ist es aber, selbst aktiv zu werden und Ansätze zu finden, die Symptome lindern und das Fortschreiten im besten Fall verhindern können (ja, das geht!). 

Blicken wir also auf Proteine und Aminosäuren: Welche Rolle spielen sie für dich und andere Patient:innen mit Schilddrüsenerkrankungen?

Welche Rolle spielt Eiweiß für die Schilddrüse?

Aminosäuren sind die Bausteine von Proteinen (oft auch Eiweiß genannt). Am Beispiel eines Hühnereis lässt sich das gut veranschaulichen: Ein Hühnerei der Größe M enthält durchschnittlich 7 Gramm Eiweiß. Diese 7 Gramm Eiweiß enthalten beim Hühnerei alle essentiellen Aminosäuren, die der menschliche Körper benötigt. Welche das genau sind, erkläre ich dir gleich noch ausführlicher.

Proteine sind aber nicht nur ein wichtiger Bestandteil unserer Nahrung, sondern auch Vorstufen von Neurotransmittern (= Botenstoffe) sowie Hormonen. Damit sind Aminosäuren für alle möglichen Stoffwechselprozesse relevant – so auch beispielsweise für die Schilddrüsenhormonproduktion, das Immunsystem und den Energiehaushalt. Beispielsweise sind Enzyme wie die Thyreoperoxidase (TPO), gegen die Antikörper entwickelt werden können, Proteine – genau wie auch die Antikörper selbst Proteine darstellen. Und für die Produktion von Schilddrüsenhormonen braucht es wiederum L-Tyrosin, eine Aminosäure.

Gründe für Aminosäuremangel

Bei Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto oder Schilddrüsenunterfunktion kommt es häufig zu Protein- und Aminosäuremangel bedingt durch eine verschlechterte Aufnahme, den veränderten Hormonstoffwechsel oder schlichtweg durch einen zu geringen Eiweiß-Konsum.

Magen-Darm-Probleme

Bei Personen mit Hashimoto Thyreoiditis kommt es außerdem oft zu Auffälligkeiten im Magen-Darm-Trakt und des Mikrobioms. Mehrere Studien haben sich daher mit der Wechselwirkung zwischen Schilddrüse und Darm auseinandergesetzt. So ist der Darm wichtig für eine normale Entwicklung des Immunsystems – etwas, was bei Hashimoto-Patienten aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Zöliakie

Weiterhin zeigt sich bei Personen mit Hashimoto ebenfalls ein erhöhtes Auftreten von Darm-Erkrankungen wie der Zöliakie, eine Autoimmunerkrankung die sich gegen die Darmschleimhaut richtet und zu einer schlechterer Absorption von beispielsweise Nährstoffen führt.

Hormonmangel

Das Schilddrüsenhormon T3 ist wiederum im Magen an der Bildung von Magensäure beteiligt, welche für die Proteinverdauung eine wichtige Rolle spielt. Logisch: Auch dadurch verschlechtert sich die Aufnahme von Proteinen und Aminosäuren. Gleichzeitig erhöht sich der Bedarf, da diese auch relevant für das Immunsystem sind.

Aber wie kann dieser Aminosäurebedarf sinnvoll gedeckt werden – und welche Aminosäuren sind eigentlich besonders wichtig?

Welche Aminosäuren sind wichtig?

Zuerst einmal sollte geklärt werden, wie Aminosäuren eingeteilt werden können. Eine Einteilung erfolgt beispielsweise in proteinogene Aminosäuren und nicht-proteinogene Aminosäuren. Letztere sind nicht Bestandteil von Proteinen. Weiterhin teilt man die 20 proteinogenen Aminosäuren in essenzielle und nicht-essenzielle Aminosäuren ein.

Essentielle Aminosäuren

Essenziell bedeutet, dass diese Aminosäuren über die Nahrung aufgenommen werden müssen, weil sie vom Körper nicht selbstständig gebildet werden können. Es gibt, je nach Definition, 8-10 essenzielle Aminosäuren:

  • Leucin
  • Isoleucin
  • Valin
  • Lysin
  • Methionin
  • Threonin
  • Tryptophan
  • Phenylalanin

Die übrigen 12 proteinogenen Aminosäuren (also die, die der Körper selbst bilden kann) sind:

  • Arginin
  • Asparaginsäure
  • Cystein
  • Glutaminsäure
  • Glutamin
  • Glycin
  • Prolin
  • Serin
  • Tyrosin
  • Ornithin
  • Asparagin

Bei Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto gibt es Abweichungen des Stoffwechsels, die auch gemessen werden können. 

Studienlage

Laut Ergebnissen einer Metabolom-Studie (eine Studie, die den Stoffwechsel und Stoffwechselprodukte betrachtet) konnten Änderungen festgestellt werden: Beispielsweise war der Tyrosin-Stoffwechsel verstärkt aktiv, was möglicherweise auf seine Rolle bei der Schilddrüsenhormonproduktion zurückzuführen ist. Insgesamt lagen die BCAA’s Valin, Leucin, Isoleucin sowie Lysin vermehrt im Blut der Probanden vor, während Tyrosin vermindert vorlag. Auch andere Studien beschäftigen sich mit dem Aminosäurestoffwechsel bei Schilddrüsenerkrankungen und zeigen ebenfalls einige Veränderungen.

In die Praxis lassen sich diese Ergebnisse teilweise noch nicht umsetzen, jedoch zeigt sich, dass Aminosäuren auf jeden Falle eine große Rolle im Krankheitsverlauf spielen. So verschlechtern sich nachweislich Aminosäurenprofile immer weiter parallel mit schlechterem Schilddrüsenstatus – beispielsweise, wenn eine Schilddrüsenunterfunktion bei Hashimoto auftritt.

Erhöhter Proteinbedarf

Während bei den einzelnen Aminosäuren noch einiges an Forschung ansteht, weiß man aber, dass es bei chronischen Erkrankungen, dazu zählt auch Hashimoto, allgemein zu einem erhöhten Bedarf an Proteinen und anderen Nährstoffen kommt. Der Körper erlebt einen regelrechten Protein- und Zellverschleiß. Das Immunsystem wird ebenfalls stärker beansprucht, welches wiederum auch Aminosäuren und Proteine benötigt. 

Ein angemessener Proteinkonsum für die Aufnahme von Aminosäuren ist also wichtig. Wie bereits beschrieben, reicht das über die Nahrung aufgrund unterschiedlicher Aufnahmestörungen oft nicht aus. Die Einnahme isolierter Aminosäuren als Supplement kann deswegen sinnvoll sein.

Und wie kann das in der Praxis aussehen?

Wie decke ich meinen Proteinbedarf mit Hashimoto?

Du weißt jetzt: Proteine sind lebensnotwendig für den gesamten Körper – für die Hormonbildung, den Stoffwechsel, der bei Schilddrüsenerkrankungen oft verändert ist, für das Muskelwachstum und den Muskelerhalt und für das Immunsystem, das bei Autoimmunerkrankungen ebenfalls gestört ist. Du solltest eine ausreichende Zufuhr deswegen in jedem Fall sicherstellen, um deinen Körper bestmöglich zu unterstützen. 

Gehen wir von einem mittleren Proteinbedarf von etwa 1,5 g/kg Körpergewicht aus (dieser kann ggf. auch höher liegen), so kommen wir bei einer 70 kg schweren Person bereits auf 105 g Proteinbedarf – das ist ganz schön viel!

Ernährung

Um deinen Proteinbedarf zu decken, solltest du proteinreiche Lebensmittel in deine Ernährung einbauen. Gute Quellen für essentielle Aminosäuren sind Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse. Für Vegetarier und Veganer sind Kombinationen von verschiedenen pflanzlichen Proteinen wichtig, um alle essentiellen Aminosäuren abzudecken. Zum Beispiel können Reis und Bohnen zusammen eine vollständige Proteinquelle darstellen.

Aus meiner Erfahrung weiß ich aber, dass es schwer sein kann, den Proteinbedarf allein über die Ernährung abzudecken. Deswegen können Suppemente in vielen Fällen sinnvoll sein.

Proteinpulver

Bei Schilddrüsenerkrankungen ist allerdings nicht nur die Menge, sondern auch die Herkunft des Proteins wichtig – denn oftmals liegen Unverträglichkeiten oder sogar Allergien vor (Kuhmilch, Gluten) oder aber das Protein beeinflusst potenziell den Hormonhaushalt (Soja). Das solltest du unbedingt berücksichtigen. Zusätzlich kann auf ein hochwertiges Proteinpulver mit einem ausgewogenen Aminosäurenverhältnis zurückgegriffen werden – ich nutze hierfür beispielsweise das Proteinpulver von Ringana (Anzeige).

Das enthält nicht nur ein hochwertiges, pflanzliches Aminosäureprofil, sondern auch fermentierte Proteinquellen für eine bessere Verträglichkeit und eine komplett natürliche Süße.

Isolierte Aminosäuren

Außerdem können isolierte Aminosäuren eingesetzt werden, um einen Teil der Proteinzufuhr zu decken – diese haben den Vorteil, dass sie schon einzeln vorliegen und so nicht erst im Darm aufgespalten werden müssen. Damit sind sie direkt verfügbar. Wie oben erwähnt, sollten vor allem die essenziellen Aminosäuren eingenommen werden, wie zum Beispiel im smart protein von everydays (Anzeige). Auch hier werden die Aminosäuren aus Fermentation gewonnen, was die Kapseln sehr verträglich macht. Die Rezeptur ist komplett vegan und selbstverständlich frei von unnötigen Zusätzen. 

Zusätzliches L-Glutamin ist oft sinnvoll, um den Verdauungstrakt zu unterstützen – denn Darmschleimhautzellen ernähren sich größtenteils von dieser Aminosäure. Der Fokus sollte aber immer auf den wichtigen essenziellen Aminosäuren und auf dem liegen, was für dich persönlich wichtig ist – das ist beispielsweise an einem Aminogramm (Bluttest) sichtbar.

Fazit

Aminosäuren allein werden dein Hashimoto oder deine Schilddrüsenunterfunktion nicht heilen. Dennoch sollte dir nach diesem Artikel klar sein, dass Proteine vor allem bei chronischen Erkrankungen wie Hashimoto enorm wichtig sind. Gleichzeitig können sie aber nicht immer gut aufgenommen und verwertet werden. Außerdem zeigen Studien, dass Aminogramme bei Hashimoto-Patienten verändert sind und einzelne Aminosäuren sich positiv auf den Krankheitsverlauf beziehungsweise die Symptome auswirken können. Wichtig ist dabei aber ein ausführliches Aminogramm. Wie du das bekommst und richtig interpretierst, lernst du in meinem 8-wöchigen Healthy Hashimoto Mentoring. Die nächste Runde geht schon bald wieder los und hier kannst du dich unverbindlich auf die Warteliste eintragen.

 


Quellen:

Virili, C., Fallahi, P., Antonelli, A., Benvenga, S., & Centanni, M. (2018). Gut microbiota and Hashimoto’s thyroiditis. Reviews in endocrine & metabolic disorders, 19(4), 293–300. https://doi.org/10.1007/s11154-018-9467-y

Akkurt Kocaeli, A., Cander, S., Gül, Ö. Ö., Sisman, P., Ersoy, C., & Erturk, E. (2023). Correction: Serological Screening for Celiac Disease and Gastrointestinal Absorption Disorders in Patients with Autoimmune Endocrine Diseases. Hormone and metabolic research = Hormon- und Stoffwechselforschung = Hormones et metabolisme, 55(11), e7. https://doi.org/10.1055/a-2275-3729

Jiang, X., Zhao, X., Gu, X., Luo, T., Li, P., Wan, C., & Liu, H. (2022). Serum metabolomic analysis in patients with Hashimoto’s thyroiditis. Frontiers in endocrinology, 13, 1046159. https://doi.org/10.3389/fendo.2022.1046159

Liu, J., Fu, J., Jia, Y., Yang, N., Li, J., & Wang, G. (2020). SERUM METABOLOMIC PATTERNS IN PATIENTS WITH AUTOIMMUNE THYROID DISEASE. Endocrine practice : official journal of the American College of Endocrinology and the American Association of Clinical Endocrinologists, 26(1), 82–96. https://doi.org/10.4158/EP-2019-0162

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